Die gegenwärtige Entwicklung ist gekennzeichnet von der Tatsache, dass die Kontrolle von De Beers zwar immer noch bedeutend für die Preisregulierung ist, aber nicht mehr alleine ausschlaggebend. De Beers hat inzwischen nur noch etwa 30% der weltweiten Diamantförderung unter Kontrolle. 70% sind sogenannte "outside-goods", also Diamanten die aus Minen kommen, welche nicht in einem Vertragsverhältnis mit De Beers stehen. Die sich derzeit auftuenden neuen Märkte in China und Indien haben ein so großes Potential, dass sie alle Güter, die an Bodenschätze gebunden sind (Öl, Stahl, Kohle etc.), im Preis nach oben jagen.
Indien hat etwa eine Million Diamantschleifer und schleiftpro Tag 10 Millionen Brillanten. In Stückzahlen gerechnet schleift Indien 80% der Weltproduktion an Diamanten. Die indischen Export-Zahlen für Diamanten sind innerhalb der letzten fünf Jahre kontinuierlich pro Jahr um 20% gestiegen. Das bedeutet: Indien exportiert heute zwei-einhalb-mal soviele Diamanten (wertmäßig) wie vor fünf Jahren.
Die Förderung von Rohdiamanten kommt mit einem dermaßen rasanten Anstieg der Nachfrage einfach nicht mehr mit. Da sowohl die indische als auch die chinesische Wirtschaft in der nahen Zukunft vermutlich ihren Aufschwung fortsetzten werden, dürfte eine neue asiatische Mittelschicht und Oberschicht entstehen, welche durch ihre große Nachfrage den Preis vermutlich weiter in die Höhe treibt.
Die Diamant-Preise sind ohnehin innerhalb der letzten zwei Jahre mehr gestiegen als über die acht Jahre zuvor. Und dieser Anstieg ist nicht künstlich wie 1978, sondern bedingt durch die große Nachfrage am Schmuckmarkt.
Ob De Beers diese Entwicklung zu bremsen versucht ist bis jetzt nicht ganz klar. Die Frage ist, ob De Beers mit seinen 30% Marktanteil dies überhaupt noch kann. Sollte De Beers nicht in der Lage sein, die momentane Preisentwicklung abzukühlen, dann könnte sich der Diamant-Preis nochmal wesentlich erhöhen, jedoch ohne die Möglichkeit, wieder zu fallen. Denn gekaufte Diamanten stehen dem Markt ja nicht mehr zur Verfügung, wie dies mit den Anlagediamanten 1978/79 der Fall war. Im schlimmsten Falle, sollte die Nachfrage wieder sinken, würde sich der Preisanstieg nicht mehr fortsetzen.